Im Jahr 2022, dem Jahr des 800jährigen Stadtjubiläums, realisierte der Freundeskreis Zehntscheune in Stadthagen ein großes Begleitprojekt zu den Gemeinschaftsausstellungen der Saison – gefördert mit Landesmitteln aus dem Sonderprogramm „Niedersachsen dreht auf!“ durch die Schaumburger Landschaft. Gero Paul schuf im Projekt „Lebendiges Stadthagen – 800 Fotos für 800 Jahre“ ein großformatiges Digitalbild, das am 6. April 2023 in Anwesenheit von Dr. Lu Seegers, der Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft, öffentlich vorgestellt wurde.
Ein Exemplar des Bildes wurde jetzt an der Westseite der Zehntscheune installiert, gut sichtbar für Passant*innen, die vom Parkplatz an der Zehntscheune zur Stadtbücherei im Landsbergschen Hof bzw. zur Obernstrasse Richtung Marktplatz gehen. Als ‚Suchbild‘ regt es
dazu an, bekannte Gebäude und Gesichter zu entdecken – und sich dann auch eingeladen zu fühlen, die aktuellen Ausstellungen in der Zehntscheune zu besuchen. Der Freundeskreis plant, ein zweites Exemplar des Digitalbildes zum Beginn der Saison 2024 zu versteigern.
Wichtige Anregungen für das große Digitalbild sammelte Gero Paul
im Sommer 2022 bei Spaziergängen in der Innenstadt. Dazu wertete er Archivmaterial aus sowie etwa 400 Fotos von Bürger*innen und Gästen der Stadt, die dem Aufruf des Freundeskreise gefolgt waren und eigene Bilder eingereicht hatten: Alltagsszenen aus dem Stadtleben sowie Impressionen
vom „FestiWall“, dem Stadtfest im Juni 2022 entlang der historischen Wallanlage.
Bildbeschreibung:
Im oberen Bereich finden sich Bilder der Heringsfängerei, die den Künstler als Teil der Schaumburger Geschichte besonders beeindruckt hat. Er lässt aber Stadthagen nicht in der Nordsee versinken, sondern legt sie auf roten Sand – entlang der Küstenlinie? Eine Collage aus Elementen bedeutender Bauwerke umgibt den Marktplatz als Zentrum des Bildes. Im Hintergrund taucht auch das Kaufhaus von Inhaber Lion auf, dessen jüdische Familie in der NS-Zeit Stadthagen verlassen musste. Von der Verfolgung zeugt auch eine Abbildung einer Tochter Lions: Paul entdeckte die Aufnahme einer Straßenszene, auf der sie – wohl zufällig – mit Koffern am Beginn ihrer Flucht aus Stadthagen zu sehen ist. Vor die Rathausfassade hat Paul zwei bekannte zeitgenössische Musiker platziert, eine Gruppe Kinder auf dem Giebel, Passant*innen in der Gastronomie des Hauses zum Wolf. Viele Ausschnitte von Einzelaufnahmen sind im Blumenteppich im Vordergrund des Bildes integriert – als kritischen Zeitgenossen hat den Künstler auch der Krieg in der Ukraine nicht losgelassen.
Mit diesem Bild, das Gero Paul in seinem Atelier in Buxtehude fertiggestellt hat, ist nun das Kunstprojekt von 2022 beendet. Der Künstler hat es mit den speziellen Techniken geschaffen, die das digitale Malen ermöglicht und die mit keiner herkömmlichen Maltechnik machbar sind. Das Resultat ist eine Mischung aus gemalter Surrealität und fotografierter Realität. Die Genauigkeit, Brillanz der Farben und die Bildtiefe machen Pauls Werk zu einem besonderen Blickfang: An einer markanten Stelle platziert, erinnert es an das Stadtjubiläum 2022 und schafft neue Aufmerksamkeit für die Zehntscheune als Kunstort mit den neuen Ausstellungen der Saison 2023.